Artenvielfalt am Reißbach

Willkommen am digitalen Lehrpfad!

Im einzigartigen Feuchtgebiet im Europaschutzgebiet Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft rund um den Reißbach lassen Überflutungen und hochstehendes Grundwasser vielfältige und seltene Lebensräume entstehen. Im Natura 2000-Gebiet durchfließt der weitgehend naturbelassene, mäandrierende Reißbach ein abwechslungsreiches Lebensraummosaik mit Feuchtwiesen, Moorresten, nadelholzdominierten Wäldern und naturnahem Ufergehölzsaum. Die flussnahen Wiesen sind eine uralte Kulturlandschaft, die ein Gleichgewicht zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und ausgeprägter Tier- und Pflanzenwelt hergestellt haben. Durch die vermehrte Nutzungsaufgabe drohen die Flächen zunehmend zu verbrachen. In der Folge nimmt die Artenvielfalt ab und an sie angepasste Arten drohen zu verschwinden. Eine regelmäßige Bewirtschaftung ist notwendig, um ein intaktes Ökosystem zu erhalten.

Im Rahmen des digitalen Reißbach-Lehrpfades möchten wir Ihnen ausgewählte FFH-Schutzgüter und weitere interessante Arten in diesem Gebiet vorstellen. FFH-Schutzgüter sind jene Lebensraumtypen und Tier- sowie Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, die durch die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie, Richtlinie 92/43/EWG) der Europäischen Union besonders geschützt werden sollen. Für deren Erhaltung müsse die EU-Mitgliedstaaten besondere Schutzmaßnahmen ergreifen , insbesondere durch die Ausweisung und den Schutz von Natura 2000-Gebieten.

Sanguisorba officinalis
Foto: Axel Schmid

Der Große Wiesenknopf blüht von Juni bis August und ist anhand der dunkelroten Blütenköpfe besonders gut zu erkennen. Im Gebiet des Reißbaches ist er als FFH-Schutzgut ausgewiesen und ist besonders bedeuten, weil er die Lebensgrundlage für spezialisierte und seltene Arten wie den Ameisenbläuling bildet. Der Große Wiesenknopf ist ein typischer Vertreter von Feucht-, Nass- und Moorwiesen sowie extensiv genutztem Grünland. Aufgrund der maschinell schwierig durchzuführenden Bewirtschaftung und des relativ geringen Ertrags wurde vielerorts die Bewirtschaftung solcher Grünland-Standorte aufgegeben, wodurch die Bestände des Großen Wiesenknopfs rückläufig sind. Besonders hart trifft dies den Hellen und den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Die beiden Schmetterlingsarten sind im Larvenstadium vom Großen Wiesenknopf abhängig und gelten deshalb ebenfalls als gefährdet.

Quelle www.naturschutzbund.at

Heller Wiesenknopf-Ameisenbläulling - Maculinea teleius
Foto: Josef Pennerstorfer

Der helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling zeigt seine zarten, hellblauen Flügel und ist ein faszinierender Bewohner feuchter Wiesen.

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläulling - Maculinea nausithous
Foto: Josef Pennerstorfer

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist insgesamt dunkler gefärbt und zeigt auf der Flügelunterseite nur eine Fleckenreihen, während der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling heller ist und auf der Flügelunterseite zwei Fleckenreihen besitzt. (1)

Der Dunkle und der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling unterscheiden sich zwar in der Größe, der Flügelzeichnung und Färbung, aber beide Arten sind als FFH-Schutzgüter im Gebiet des Reißbaches ausgewiesen. Beide Arten leben auf frischen und (wechsel-)feuchten Wiesen und sind hochspezialisiert. Die Falter sind zunächst auf das Vorkommen des Großen Wiesenknopfes angewiesen.  Die Weibchen legen ihre Eier ausschließlich an die noch geschlossenen Knospen der Pflanze. Die daraus schlüpfenden Raupen fressen sich zunächst durch das Innere der Blütenköpfe. Nach dieser ersten Entwicklungsphase lassen sich die Raupen von Ameisen in deren Nest eintragen – ein Trick, der gelingt, weil sie den Geruch der Ameisenbrut perfekt nachahmen. Hierfür braucht es geeignete Konotenameisen ((hauptsächlich Myrmica scabrinodis) als Wirt. Im Ameisennest verbringen sie den Winter, werden von den Ameisen wie eigene Larven umsorgt, ernähren sich aber von deren Eiern und Larven. Im nächsten Sommer verwandeln sie sich schließlich zum Schmetterling. (2)

Damit diese enge Lebensgemeinschaft funktioniert, braucht es nicht nur die richtigen Pflanzen und Ameisenarten, sondern auch ein angepasstes Mahd- und Nutzungsregime auf den Wiesen – nur so kann sich der Schmetterling erfolgreich fortpflanzen und überleben.

Quelle (1) www.bfn.de

Quelle (2) www.naturschutzbund.at

Boloria selene
Foto: Josef Pennerstorfer

Der Braunfleckige Perlmuttfalter (Boloria selene), auch als Sumpfwiesen-Perlmuttfalter bekannt, ist Indikator für naturnahe, extensiv genutzte Feuchtwiesen. Im Zuge der Kartierungen im Rahmen des LIFE-Projektes „Feuchtgebietsmanagment Oberes Waldviertel“ wurde er auch am Reißbach entdeckt. Der Perlmuttfalter gehört zu jenen Arten, die auf Lebensräume mit hoher Boden- und Luftfeuchtigkeit beschränkt sind. Er bevorzugt magere, feuchte Offenlandbiotope wie Moorränder und Feuchtwiesen– genau jene Lebensräume, wie sie das Reißbachtal bietet. Die Raupen ernähren sich von verschiedenen Veilchenarten. Der Falter ist meist von Mai bis August zu beobachten.

Lycaena dispar
Foto: Josef Pennerstorfer

Merkmale

  • Flügellänge von 15-21 mm
  • Männchen auf der Oberseite der Vorderflügel von glänzender orangeroter Färbung mit je einem schwarzen Fleck in der Mitte der Vorderflügel, der auch auf dem Hinterflügel vorkommen kann
  • Flügelränder schwarz
  • Bei den Weibchen fehlt der Glanz der orangeroten Färbung auf den Vorderflügeln
  • Hinterflügel der Weibchen auf der Oberseite von brauner Färbung mit einer breiten orangeroten Submarginalbinde
  • Beide Geschlechter haben eine hellorange Vorderflügelunterseite mit grauem
  • Rand und großen schwarzen, weiß umrandeten Flecken
  • Unterseiten der Hinterflügel von einem bläulichen Grau, am Außenrand von einer intensiv orangefarbenen Binde umfasst
  • Genau in der Mitte der Hinterflügel-Unterseite befindet sich ein kommaförmiger Doppelstrich; dieser Doppelstrich ist bei verwandten Arten viel rundlicher

Der Große Feuerfalter, ein auffällig orangeroter Vertreter der Bläulinge, lebt unter anderem in Feuchtwiesen. So ist dieser Falter auch im Gebiet des Reißbaches als FFH-Schutzgut ausgewießen. Der Große Feuerfalter legt seine Eier auf bestimmte Ampfer-Arten ab und braucht auch ein reiches Blütenangebot. Als „Verschieden-Biotop-Bewohner“ nutzt die Art in ihren verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Lebensräume – von ampferreichen Feuchtwiesen für die Eiablage, über blütenreiche Wiesen, wo die Falter Nektar saugen, bis hin zu Rendezvousplätzen zur Paarung.

Quelle www.bfn.de

Ophiogomphus cecilia
Foto: Andreas Chova

Merkmale

  • Großlibelle aus der Familie der Flussjungfern (Gomphidae) mit einer Körperlänge von 50–55 mm und einer Flügelspannweite von 65–75 mm
  • Sowohl bei den Weibchen als auch bei den Männchen ist die Brust – wie Kopf und Augen – grün, auf den Brustseiten finden sich dünne, schwarze Streifen; nach dem Schlupf kann die Grünfärbung bei frischen Tieren noch fehlen, so dass die Brust dann noch gelblich gefärbt sein kann Hinterleib schwarz-gelb gezeichnet, die vorderen, an der Brust ansetzenden Segmente sind auf der Oberseite oft grünlich gefärbt
  • Beim Männchen ist der Hinterleib zum Ende hin am achten und neunten Segment deutlich verbreitert
  • Hinterleibsanhänge der Männchen gelb und nicht länger als das letzte Hinterleibsegment
  • Die Weibchen tragen am Kopf-Hinterrand zwei gezähnte Warzen (1)

Der Reißbach zählt zu den österreichweit wertvollsten Libellengewässern und national bedeutenden Flußstrecken. Im Zuge eines LIFE-Projektes (Natura 2000 im Waldviertel - Faunistische Erhebungen und Managementpläne) wurden am Reißbach 26 Libellenarten, von denen etwa die Hälft als gefährdet gilt, gefunden. Darunter auch die Grüne Keiljungfer.

Die Grüne Keiljungfer gilt als Indikatorart für den naturnahen Zustand des Gewässergrundes. Denn die Larven verbringen 2-4 Jahre im Wasser, sie graben sich in das Substrat der Flusssohle ein und haben daher besonders hohe Ansprüche an die Sauberkeit des Gewässers. In Österreich ist die Grüne Keiljungfer gefährdet, EU-weit zählt sie zu den am stärksten gefährdeten Libellenarten. Gefährdungsursache sind Gewässerverschmutzung und Eingriffe in Feuchtgebiet-Ökosysteme.

Quelle (1) www.bfn.de

Squalius cephalus
© Karelj

Im Gemeindegebiet von Litschau wird der Reißbach als Fischregion Epipotamal klein (Barbenregion klein) typisiert. Neben dem Gründling ist der Aitel eine weitere Leitfischart für diese Fischregion.

Der Aitel ist ein geselliger Fisch, der in Bächen, Flüssen und Seen vorkommt – vor allem in der Forellen-, Äschen- und Barbenregion. Er kann bis zu 60cm lang werden, hat einen gestreckten, fast rundlichen Körper mit großen Schuppen und netzartiger Zeichnung. Typisch sind sein breiter Kopf, das endständige Maul und die rötlich gefärbten Bauch- und Afterflossen. Die nach außen gewölbte Afterflosse hilft, ihn von ähnlichen Arten zu unterscheiden. Aitel laichen im Sommer auf Kies; die Männchen zeigen dabei einen Laichausschlag.

Quelle www.noe-lfv.at

Bild: © Karelj

Gobio gobio
Foto: Lorenz Seebauer

Der Gründling ist entsprechend der Einteilung nach Fischregionen eine der Leitfischarten für die Neben dem Gründling ist der Aitel eine weitere Leitfischart für die Barbenregion klein und damit auch für den Reißbach.

Der gesellig lebende Kleinfisch ist in fließenden aber auch in stehenden Gewässern mit kiesigem oder sandigem Grund beheimatet. Er ernährt sich von kleine Bodentieren und pflanzlichen Stoffen. (1) Der Gründling, auch Gressling genannt, ist ein Fisch aus der Familie der Karpfenartigen und wird meist 8 bis 15cm lang. Er hat einen spindelförmigen Körper, zwei Barteln am Maul und einen abgeflachten, schnauzenartigen Kopf mit großen Augen typische Merkmale eines bodenorientierten Fisches. Gründlinge leben bevorzugt in ruhigeren Abschnitten von Fließgewässern, aber auch in Uferzonen stehender Gewässer und im Brackwasser. (2) In Österreich sind sie selten, aber nicht gefährdet.(3)  Ihre Eier legen sie nach Erreichen der Geschlechtsreife (nach ca. zwei Jahren) in Klümpchen an flachen, strömenden Stellen ab. Männchen erkennt man an den besonders großen Brustflossen.

Esox lucius
Foto: Florian Kainz

Der Hecht ist als Fischart für die Angelfischerei interessant und ist eine typische Begleitart im Reißbach. Als Pflanzenlaicher braucht der Hecht im zeitigen Frühjahr die überschwemmten Bachwiesen.

Der Hecht ist ein standorttreuer Raubfisch, der in Teichen, Seen und Flüssen lebt und bevorzugt in der Uferzone auf Beute lauert. Im Winter verlässt er sein Revier und frisst kranke oder verendete Fische, wodurch er zur „Gesundheitspolizei“ im Gewässer wird. Er hat einen langgestreckten, schlanken Körper mit auffällig zurückgesetzter Rückenflosse, einem entenschnabelförmigen, stark bezahnten Maul und kräftigen Flossen. Die Färbung variiert je nach Alter und Standort. Hechte können bis zu 130cm lang werden.

Quelle www.noe-lfv.at

Unio pictorum
Foto: Rosa-Maria Rinkl

Merkmale:

  • Schale ist mehr als doppelt so lang wie hoch
  • Muschelkörper ist dunkelbraun bis grüngelb gefärbt
  • Ober- und Unterrand sind beinahe parallel zueinander
  • Wirbelskulptur besteht aus einzelnen in Reihen angeordneten Hökern, die bei Jungtieren gut erkennbar sind
  • Alter: bis über 15 Jahre
  • Malermuscheln erreichen eine Länge von 10 cm bis maximal 14 cm.

Die Malermuschel gehört zur Familie der Flussmuscheln und ist ganzjährig geschont. Diese Süßwassermuschelart verdankt ihren Namen der früheren Verwendung ihrer Schalen zum Anmischen von Farbe in der Malerei. (2) Sie lebt in stehenden und langsam fließenden Gewässern. Malermuscheln bevorzugen Schlammböden, sind aber auch in sandigen bis schotterigen Bereichen anzutreffen. Zur Vermehrung braucht diese Großmuschel Wirtsfische wie Gründling oder Aitel, die beide Leitfischarten im Reißbach sind. Die Eier entwickeln sich in einem Monat zu unbeweglichen Larven (Glochidien). Diese werden von Fischen aufgenommen und setzten sich in den Kiemen de Wirtsfische fest. (3) Mit einem Haken können sich die Glochidien besonders gut an den Kiemen des Wirtsfisches anheften. (2) Nach drei bis elf Wochen wandeln sich die Larven zu Jungmuscheln und fallen ab. Die Geschlechtsreife wird mit drei bis vier Jahren erreicht. Die Malermuschel lebt in schwach strömenden oder stehenden Gewässern wie z.B. Altarmen. Die Art lebt oft eingegraben im Sediment. (3) Ihre Nahrung - das sind schwebende Zerfallsstoffe, Bakterien und Plankton - filtert die Malermuschel aus dem Wasser. (1)

Quelle (1) www.lfvooe.at

Quelle (2) www.lss.ls.tum.de
Quelle (3) www.bafg.de

Lutra lutra
Foto: Florian Kranz

Merkmale

  • Dunkelbrauner, schlank wirkender Marderartiger
  • Körperlänge bis zu 90 cm, Schwanzlänge bis zu 50 cm
  • Langer runder und spitz endender Schwanz
  • Ohren und Augen sehr klein
  • Die Zehen der Vorder- und Hinterfüße sind durch Schwimmhäute miteinander verbunden (1)

Der Reißbach ist ein sehr bedeutendes Rückzugsgebiet für den Fischotter, derzeit gibt es eine positive Bestandesentwicklung zu verzeichnen. Die aktuellste Bestandserhebung (Fischotter Verbreitung und Bestand in Niederösterreich 2023) schätzen den Fischotterbestand am Reißbach auf ca. 15 Individuen.

Der Eurasische Fischotter ist eine Säugetierart, die bis ins 19. Jahrhundert in ganz Österreich verbreitet war. Nachdem er im 20. Jhdt. als ausgestorben galt, ist er mittlerweile dank der Schutzbestimmungen wieder in weiten Teilen Österreichs verbreitet. Der Fischotter stellt eine streng geschützte Säugetierart der FFH-Richtlinie dar. (2)

 

Quelle (1) www.bfn.de
Quelle (2) www.noe.gv.at

Haliaeetus albicilla
Foto: Benjamin Watzl

Im nördlichen Waldviertel hat sich die Seeadlerpopulation in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Das Waldviertel gilt heute als das wichtigste Brutgebiet für Seeadler in Österreich. Während der Seeadler um das Jahr 2000 in Niederösterreich und ganz Österreich als ausgestorben galt, konnten dank intensiver Schutzmaßnahmen mittlerweile wieder zahlreiche Brutpaare etabliert werden.

Mit einer Körperlänge von 74 bis 92 cm und einer Flügelspannweite von 193 bis 244 cm gehört der Seeadler zu den größten Greifvögeln Mitteleuropas. Kopf, Hals, obere Brust und oberer Rückenbereich sind gelb bis ockerfarben, der Rest des Gefieders ist braun. Der große und kräftige Schnabel hat ebenso wie die Iris eine hellgelbe Farbe. Seeadler errichten auf alten Bäumen mit Gras und Moos ausgekleidete Horste. Die Brutzeit dauert ca. 38 Tage und beginnt ab Mitte Februar. Etwa 75 Tage lang werden die Jungvögel im Nest versorgt, dann beginnt das Ästlingsstadium. Während dieser Tage bis Wochen werden die Jungvögel, auf Ästen sitzend, weiterhin von den Altvögeln versorgt. Ab einem Alter von 80-90 Tagen sind sie schließlich in der Lage kurze Strecken zu fliegen.

Die Nahrung setzt sich aus Fischen, Wasservögeln und Aas zusammen. Im Flug werden nicht nur lebende Fische erbeutet, sondern auch an der Wasseroberfläche schwimmende tote Fische werden gerne mitgenommen. Besonders im Winter sind sie speziell auf der Suche nach Aas, wobei auch verendete große Säugetiere wie Wildschwein oder Rothirsch eine Nahrungsquelle darstellen.

Quelle www.naturschutzbund.at

Luscinia svecica cyanecula
Foto: Benjamin Watzl

Das Gebiet rund um den Reißbach bietet grundsätzlich geeignete Lebensräume für diese seltene und gefährdete Vogelart.

Denn das Blaukehlchen ist in Österreich nur selten anzutreffen, im Natura 2000-Gebiet „Waldviertler Teich-, Moor- und Heidelandschaft“ konnte es nachgewiesen werden. Das Blaukehlchen bevorzugt nasse Lebensräume mit hohem Grundwasserspiegel - hierzu gehören auch Feuchtwiesen. Die Vögel brauchen eine Kombination aus dichter Vegetation, Einzelsträuchern und vegetationsfreien Flächen. (1)

Blaukehlchen werden 13 - 14 cm groß und  haben einen auffälligen hellen Überaugenstreif und eine rostbraune Binde unter der Blaufärbung an der Brust. Nur bei den Männchen ist jedoch auch die Kehle leuchtend blau, und je nach Unterart besitzen sie darauf einen roten, weißen oder gar keinen Fleck (rotsternige und weißsternige Blaukehlchen). (2) Somit ist das Männchen des Blaukehlchens ist in seinem Prachtkleid mit der leuchtend blauen Kehle und Brust ein auffälliger Blickfang. Ebenso beeindruckend ist das außergewöhnliche Spottvermögen der Blaukehlchen: Es imitiert nicht nur die Gesänge anderer Singvögel aus seinem Brutgebiet, sondern auch Rufe von Enten, Wachteln und Rebhühnern, Laute von Fröschen, Grillen und Heuschrecken sowie sogar vom Menschen verursachte Geräusche wie Glockengeläut. (1)

Quelle 1: www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/4_01_Managementplan_Waldviertel.pdf

Quelle 2: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/blaukehlchen/

Reißbach

Der Reißbach ist Teil des Europaschutzgebietes  Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft. Er entspringt in Südmähren und hat eine Flussgesamtlänge von 49km, davon 22km in NÖ. Der weitgehend naturbelassene Reißbach durchfließt eine abwechslungsreiche Landschaft mit Feuchtwiesen, Moorresten und nadelholzdominierten Wäldern. Zum Teil wird er von einem naturnahen Ufergehölzsaum begleitet. Stellenweise, besonders rechtsufrig, wurden die Feuchtwiesen jedoch bis an den Gewässerrand mit Fichten aufgeforstet.

Die Morphologie ist eine wahre Besonderheit des Reißbaches. Er ist weitgehend naturbelassen dh. er ist an den Ufern nicht hart verbaut und hat noch Platz um zu mäandrieren. Durch laufende Abtrennung von Mäandern (Bachschlingen) entstehen neue Ausstände. Diese Altarmreste bieten einen geeigneten Lebensraum z.B. für Amphibien.

Der Reißbach wird auch angelfischereilich bewirtschaftet. Lt. Fischereikataster gibt es drei Fischereireviere entlang des Reißbaches (Reißbach I/6a, I/7 und I/8). Auch aus Sicht der Fischerei hält der Reißbach einige Besonderheiten bereit. Bei erhöhten Wasserständen bilden sich durch die überflutete Bachwiese wahre „Wasserlandschaften“ wie sie heute kaum noch zu finden sind. Die überströmten Bachwiesen erlauben es z.B. den Frühjahrslaichern wie den Hechten dort ihrem Laichverhalten nachzukommen und die Fischeier an die überfluteten Gräser anzuheften (Pflanzenlaicher).

Feuchtwiesen

Feuchtwiesen sind Lebensräume von krautigen Pflanzengesellschaften feuchter bis stark durchnässter Böden. Die flussnahen Wiesen sind eine uralte Kulturlandschaft, die ein Gleichgewicht zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und ausgeprägter Tier- und Pflanzenwelt hergestellt haben. Im Franziszeischer Kataster 1823 waren die flussumgebenden Flächen als Wiesen eingezeichnet. Zu dieser Zeit wurde jegliche Fläche für die Landwirtschaft genützt. Die Wiesen wurden händisch gemäht, und z.B. als Einstreu verwendet. Dies hat die Feuchtwiesen zum Lebensraum für eine vielfältige Tier und Pflanzenwelt gemacht. Beispielsweise leben im Gebiet des Reißbaches 26 Libellenarten, von denen etwa die Hälfte als gefährdet gilt.

Abnahme der Artenvielfalt durch Nutzungsaufgabe

Durch die Nutzungsaufgabe in den letzten Jahren verbrachen diese Flächen aber zunehmend. Werden ehem. Pfeifengraswiesen nicht mehr bewirtschaftet, treten Brachezeiger, wie Rohrglanzgras oder Hainsimse auf und nehmen überhand. Sie dominieren dann den Pflanzenbestand und verdrängen andere Arten. Die Vielfalt nimmt ab und an sie angepasste Arten wie Schmetterlinge oder Vögel verschwinden. Durch regelmäßige Bewirtschaftung kann diese Verbrachung verhindert und die Artenvielfalt wieder erhöht werden.

Erhalt der Artenvielfalt durch Bewirtschaftung

Im Rahmen eines Projektes zur Schutzgebietsbetreuung in Niederösterreich wurde deshalb ein Pflegekonzept für Reißbachweisen in der KG Gopprechts / Stadtgemeinde Litschau erstellt. Ziel des Projekts war es, geeignete Pflegemaßnahmen zu definieren, um das bachbegleitende Grünland in Hinblick auf die (potenziell) vorkommenden Schutzgüter möglichst naturschutzkonform zu bewirtschaften. Der Fokus lag auf der naturschutzadäquaten Bewirtschaftung zur Regeneration, Aufwertung und Sicherung der Lebensraumtypen der Glatthaferwiesen und Pfeifengraswiesen . Unter anderem kam der Förderung des Großen Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis) als wichtige Wirtspflanze für den Dunklen und Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling eine besondere Bedeutung zu. Die Ziele der laufenden Bewirtschaftung betreffen den Erhalt bzw. das Wiederherstellen von vorkommenden Wiesen-Lebensraumtypen durch regelmäßige Mahd zu geeigneten Zeitpunkten.

Durch gezielte Bewirtschaftung kann dieses Ökosystem erhalten werden.

Intakte Naturräume sind Puffer für Klimawandelfolgen

Die Feuchtwiesen rund um den Reißbach sind weit mehr als nur idyllische Landschaften – sie erfüllen wichtige Funktionen für unser Ökosystem und den Hochwasserschutz. Bei Starkregenereignissen wirken sie wie ein natürliches Rückhaltebecken: Das Wasser wird durch den natürlichen Flusslauf gebremst, verteilt sich in der Fläche und kann langsam versickern. So werden Überschwemmungen wirksam verhindert und das Wasser bleibt länger in der Landschaft. Das Hochwasser 2024 hat dies eindrucksvoll gezeigt.

Durch die Verdunstung aus den Feuchtwiesen wird das lokale Kleinklima spürbar abgekühlt. Die mageren Wiesen mit ihrer tiefen Durchwurzelung geben dem Boden zudem festen Halt und schützen ihn vor Erosion. Regelmäßige Mahd oder eine schonende Beweidung tragen dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten. Ein besonderer Vorteil: Unter Wiesen wird doppelt so viel Grundwasser neugebildet wie unter Wald. So tragen die Feuchtwiesen am Reißbach entscheidend zur nachhaltigen Wasserversorgung und zum Erhalt unseres Naturraums bei - gerade in Zeiten des Klimawandels ist dies von besonderer Bedeutung.